Die Umbenennung der nach dem umstrittenen Reichspräsidenten Hindenburg, der Hitler zum Reichskanzler machte, benannten Hindenburgstraße in Hamburg ist beschlossene Sache. Gesucht wird ein neuer Name. Für die Ehrung schlägt die Historiker-Genossenschaft eG Adele Reiche vor. Sie war Hamburgs erste Frau, die eine Wohnungsbaugenossenschaft gründete. Von der Gründung am 17. August 1927 bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten wirkte Adele Reiche als Vorstand in der von ihr ins Leben gerufenen „Gemeinnützigen Baugenossenschaft für kinderreiche Familien e.Gen.m.H.“ Innerhalb von fünf Jahren wurden über 400 Genossenschaftswohnungen errichtet. Adele Reiche verweigerte 1933 die Gleichschaltung ihrer Genossenschaft und wurde dafür zehn Tage inhaftiert. Sie war zudem eine engagierte Politikerin, die von 1919 bis 1931 der Hamburgischen Bürgerschaft angehörte. Dazu Dr. Holger Martens, Vorstand der Historiker-Genossenschaft eG: „Sollte Adele Reiche hier nicht zum Zuge kommen, schlage ich vor, die Julius-Brecht-Straße in Osdorf in Adele-Reiche-Straße umzubenennen.“ Brecht war nach 1945 Leiter des Gesamtverbandes Gemeinnütziger Wohnungsunternehmen und hat sich um die gemeinnützige Wohnungswirtschaft im Rahmen des Wiederaufbaus verdient gemacht. Allerdings war er 1937 NSDAP-Mitglied geworden und hatte bereits in der NS-Zeit eine führende Funktion in der Wohnungswirtschaft. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW) hat schon vor Jahren den Julius-Brecht-Fonds und die Julius-Brecht-Sommerakademie umbenannt. In Freiburg erhielt eine nach Brecht benannte Straße einen neuen Namen. Hamburg sollte dem Beispiel folgen. Eine ausführliche „Wissenschaftliche Untersuchung zur NS-Belastung von Straßennamen“ aus dem Jahre 2017 kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: www.hamburg.de/abschlussbericht-ns-belastete-strassennamen.pdf
Dementsprechend hat schon 2022 eine vom Kultursenator eingesetzte Kommission die Umbenennung empfohlen.