Otto-Stollen-Hof

Einleitung Einleitung 5 Die vorliegende Hauschronik über den Otto-Stolten-Hof erzählt die Geschichte eines Genossenschaftsbaus der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genossen- schaft eG aus den 1920er Jahren. Getragen von der Idee der Selbsthilfe entstand der Häuserblock in einer Zeit großer Wohnungsnot im neu geplanten Quartier Jarrestadt. Dr. Holger Martens, Vorstand und Geschäfts- führer der Historiker- Genossenschaft eG Sparsamkeit bei der Errichtung und Bezahlbarkeit für die Bewohner waren ohne Zweifel die Leitlinien dieses Bauvorhabens. Dass es dabei gelang, ein modernes Haus zu erbauen, auf der Höhe der Zeit und an den Bedürfnis- sen der Mieter ausgerichtet, macht den Otto-Stolten-Hof zu einem ganz besonderen Wohnprojekt seiner Zeit. Die Geschichte des Hauses erlebte Höhen und Tiefen. Der Otto-Stolten-Hof war noch keine 15 Jahre alt, als er in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges größtenteils zerstört wurde. Der Wiederaufbau zog sich nach Kriegs- ende über mehrere Jahre hin. Doch der alte Glanz ist geblieben und die Neugestaltung des Innenhofs sowie die Modernisierungen und Sanierungen machen den Otto- Stolten-Hof auch heute zu einer attraktiven Wohnanlage. Für die Darstellung der Geschichte des Otto-Stolten-Hofs wurden Informationen aus den verschiedensten Archiven und Quellen zusammengetragen, vom Bauamt bis zu Adressbüchern. Berücksichtigt wurden auch die Lokal- geschichte, die Stadtplanung und das „Neue Bauen“, der moderne Baustil der 1920er Jahre. Am Beispiel des Otto-Stolten-Hofs wird eines besonders deutlich: Wohnhäuser sind Zeugen ihrer Zeit. Sie werfen ein Licht auf die Intention der Erbauer – hier orientierte sich die Schiffszimmerer-Genossenschaft an einem zukunftsweisenden Baustil mit moderner Ausstattung – und geben Auskunft über den sozialen Status und die Lebensbedingungen ihrer Bewohner. Jedes Haus erzählt eine lebendige Geschichte– von gestern bis heute.

6 Der Otto-Stolten-Hof Verortung: Eigentümerin und Stadtteil Der Otto-Stolten-Hof ist eine von vier Wohnanlagen der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genos- senschaft in Winterhude, die heute 187 Wohnungen umfasst. Seine anschauliche Rotklinkerfassade lässt mutmaßen, dass es sich hier um ein älteres Bauwerk aus dem ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts handelt. Den wenigsten dürfte aber bekannt sein, welche wechselvolle Geschichte dieses Gebäude- ensemble birgt. Die Schiffszimmerer-Genossenschaft ist ein traditions- reiches Hamburger Unternehmen auf solidarischer Basis. Sie wurde im Jahr 1875 zunächst als Selbsthilfeorganisa- tion von Schiffszimmerleuten für den Erwerb und Betrieb von Werften für den Bau von Holzschiffen gegründet. Mit dem Niedergang des Holzschiffbaus einerseits und in Anbetracht prekärer Wohnverhältnisse und der grassie- renden Wohnungsnot in Hamburg andererseits sah sich die Genossenschaft veranlasst, ihr Aufgabenfeld zu erweitern. Um die Jahrhundertwende bemühte sie sich verstärkt darum, preisgünstigen Wohnraum für Genos- senschaftsmitglieder zu schaffen. Schon bald rückte der Wohnungsbau speziell für Hafenarbeiterinnen, Hafen- arbeiter und deren Angehörige ins Zentrum der genos- senschaftlichen Aktivitäten. Im Fokus standen nunmehr der Bau und der Erwerb von Gebäuden in hafennahen Gebieten. Aufgrund der steigenden Grundstückspreise erwies es sich aber bald als schwierig, das Wohnungs- angebot in diesem Teil Hamburgs zu erweitern. Es schien ratsam, den Blick auch auf andere Stadtgebiete auszu- weiten, um die genossenschaftlichen Vorstellungen des gemeinschaftlichen Wohnens umzusetzen. Auch deshalb blieb die Genossenschaft offen für neue Entwicklungen und innovative Bauvorhaben. Ein solches Projekt wurde in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre von städtischer Seite in Winterhude angestoßen. Der circa 7,6 Quadratkilometer große Stadtteil war 1250 erstmals urkundlich erwähnt worden und im 14. Jahrhundert in die Besitzung des Klosters Harvestehude gefallen. Jahrhundertelang galt Winter- hude als kleines Bauerndorf, noch Mitte des 19. Jahrhun- derts lebten hier nur etwa 400 Einwohnerinnen und Einwohner. Zu dieser Zeit hatte aber bereits die Erschlie- ßung eingesetzt: Neben dem Ausbau von Straßen und dem Bau einer Brücke nach Uhlenhorst wurde Winter- hude nun auch von den damals modernen Alsterdamp- fern angefahren und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel. Im Jahr 1874 wurde Winterhude zu einem Hamburger Vorort erklärt und zwanzig Jahre später eingemeindet. Die Zahl der Bewohnerinnen und Bewoh- ner war in diesem Zeitraum sprunghaft angestiegen und wuchs weiter: 1894 lebten hier etwa 14.000 Menschen, 1910 zählte der Stadtteil bereits 32.400 Personen.

Die Anfänge 7 Fritz Schumacher und die Jarrestadt: Prestigeprojekt des Neuen Bauens Heutzutage bewirbt die Stadt Hamburg Winterhude als Stadtteil mit vier Gesichtern: „Winterhude ist pompöses Villen-Quartier, Winterhude ist gutbürgerlich, Winter- hude ist backsteinerne Jarrestadt, Winterhude ist die Bürostadt City Nord – und dann gibt es dort auch noch den Stadtpark.“ Die Bauten des Otto-Stolten-Hofs im südlichen Winter- hude liegen inmitten der traditionsreichen Jarrestadt, einem Wohnquartier, das in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre unter der Regie des bekannten Architekten und Stadtplaners Fritz Schumacher entstand. Schuma- cher, der zwischen 1909 und 1933 in Hamburg als Oberbaudirektor tätig war, hatte Ende 1926 einen Architekturwettbewerb initiiert, um den Bau von etwa 1.750 Kleinwohnungen in zehn Einzelblocks auf dem staatlichen Gelände zwischen Jarrestraße und Semper- straße zu verwirklichen. Das ehrgeizige Neubaupro- gramm – geplant, um der wachsenden Wohnungsnot entgegenzuwirken – beruhte auf einem gleichförmigen Gestaltungskonzept: Vorgaben existierten nicht nur für die Lage der Straßen und ein einheitliches Fassadenbild. Auch die Bauweise der einzelnen Gebäude und Wohnun- gen wurde reglementiert. Im Gegensatz zur dichten Bebauung vorangegangener Jahrzehnte sollte die vorhandene Fläche nun nicht in Gänze für die Erstellung von Wohnraum genutzt werden. Die Nachteile der sogenannten „Schlitzbauweise“ hatten sich als offen- sichtlich erwiesen. Nach deren Entwürfen waren in der Vergangenheit fünf- bis sechsgeschossige Häuser mit nur einem Treppenhaus und bis zu vier Wohnungen je Etage entstanden. Dies hatte zu mangelhafter Belüftung, unzureichender Beleuchtung und zu unhygienischen Zuständen geführt. Der Otto-Stolten-Hof Großheidestraße/ Hanssensweg: an den zweigeschossigen Stirnseiten waren Einzelhandelsgeschäfte für die Nahversorgung untergebracht Schumacher schwebten für die Jarrestadt eine aufge- lockerte Bebauung mit großzügigen Freiräumen sowie Häuser mit maximal zwei Wohnungen je Treppenabsatz vor. Verbunden mit einer modernen Ausstattung sollten

Die Anfänge 9 so gute hygienische Verhältnisse und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner herbeigeführt werden. Das Areal lag günstig für die Wohnbebauung: Vorzüge versprachen die Nähe zum Stadtpark und die Anbindung an die 1912 in Betrieb genommene U-Bahn. Von der Haltestelle Stadtpark (heute Saarlandstraße) aus bestand eine schnelle, direkte Verkehrsanbindung sowohl in Richtung Innenstadt als auch in Richtung Hafen. Zusätz- lich stellten die nahen Industrieansiedlungen für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner Arbeitsplätze in Aussicht. Oben: Der Innenhof mit Waschküche Links: Auf der historischen Luftaufnahme befindet sich der Otto-Stoltenhof rechts im Bild Der Planer Fritz Schumacher Fritz Schumacher, geboren 04.11.1869, gestor- ben 05.11.1947, stammte aus einer Kaufmannsfamilie und verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Ausland. Er stu- dierte in München und Berlin, widmete sich der Architektur und wurde 1901 Professor an der Königlich Technischen Hochschule in Dresden. 1909 wurde er als Leiter des Staatlichen Hoch- bauwesens in Hamburg berufen. Die Stadt hatte einen großen Bedarf an öffentlichen Gebäuden, die Schumacher nunmehr plante, darunter zahlreiche Schulen. Von 1920 bis 1923 war er in Köln tätig. Anschließend setzte er seine Arbeit in Hamburg fort, die sich seit 1914 auf die städtebauliche Ent- wicklung und die Lösung der Wohnungsfrage kon- zentrierte. Auf die von ihm 1919/1921 entworfene Siedlung in Langenhorn und die von 1919-1923 errichtete Siedlung Dulsberg folgte nach seiner Rückkehr, jetzt als Oberbaudirektor, die Planung zahlreicher Siedlungsbauten, darunter 1927/28 Barmbek-Nord und von 1926-1930 die Jarrestadt. Mit seiner Orientierung am Reformwohnungsbau, mit seinem städteplanerischen Achsenkonzept und mit seinem Kunstverständnis prägte der Städte- planer und Architekt die Hansestadt nachhaltig. Die Nationalsozialisten entließen ihn 1933.

10 Der Otto-Stolten-Hof Architekt, Architektur und Ausstattung Fritz Schumacher hatte das Gestaltungskonzept für die Jarrestadt entwickelt und den Architekturwettbewerb angeregt. Obwohl der Wettbewerb auf in Hamburg ansässige Architektinnen und Architekten beschränkt blieb, waren ganze 214 Entwürfe zu begutachten. Diese wurden vom Preisgericht mit Blick auf die Kriterien Die Jarrestadt entstand zwischen 1926 und 1930. Fritz Schumacher und namhafte Architek- ten verwirklichten hier Ideen und Ziele des „Neuen Bauens“. „Grundrißeigenschaf- ten“, „städtebauliche Gruppierung“, „architek- tonische Gestaltung“ und „Wirtschaftlichkeit des Bauens“ beurteilt. Die zehn Erstplatzier- ten, die in ihrer Mehrheit dem Stil des Neuen Bauens nahestanden, erhielten die Gelegenheit, je einen der vorgesehenen Blocks zu erstellen. Die städtische Beleihungskasse unterstützte das Vorhaben, das teils von neu gegründe- ten gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften, teils von privaten und genossenschaftlichen Unternehmen umgesetzt wurde, mit großzügigen Krediten. Die Schiffs- zimmerer-Genossenschaft übernahm die Bauausführung für gleich zwei der zehn Wohnblocks: Neben dem Otto-Stolten-Hof entstand in südöstlicher Lage das soge- nannte „Kranzhaus“ unter der Leitung des renommierten Architekturbüros Puls & Richter. So entstand die charak- teristische vier- bis sechsgeschossige Bebauung. Der Stadtplaner und Architekt Friedrich Richard Oster- meyer (* 24. August 1884 in Danzig, † 24. Juni 1963 in Hamburg) wiederum zeichnete für den Bau des Wohn- komplexes der Schiffszimmerer-Genossenschaft zwischen Großheidestraße, Novalisweg, Hanssensweg und Stam- mannstraße verantwortlich, der künftig unter dem Namen Otto-Stolten-Hof firmieren sollte. Ostermeyer hatte nach seiner Schulzeit zunächst als Maurer gearbeitet und an der Königsberger Bauschule, später an der technischen Hoch - schule Karlsruhe studiert. 1911 übernahm er das Büro Schaar & Hinzpeter in der damals noch selbstständigen Stadt Altona. Zunächst baute er Ein- und Zweifamilien- häuser, hauptsächlich in den Elbvororten. Inspiriert durch eine Studienreise nach Dänemark wandte Ostermeyer sich der sogenannten „Heimatschutzarchitektur“ zu und arbeitete fortan hauptsächlich mit Klinker und Backstein. Von den traditionellen und heimatverbundenen Stilen distanzierte er sich in der Folgezeit jedoch und wurde vorübergehend zum Anhänger expressionistischer Gestaltung. Im Laufe der 1920er Jahre näherte sich Ostermeyer, seit 1926 in Zusammenarbeit mit Paul Suhr, dem Stil des Neuen Bauens an, nach dessen Formgebung er in den späten 1920er Jahren zahlreiche größere Wohnkomplexe erstellte. Er prägte damit die Gestaltung von Großsiedlungen. Nach 1933 folgte seine erneute stilistische Umorientierung hin zu einer traditionellen Bauweise, die den ästhetischen Leitbildern des National- sozialismus entsprach.

12 Der Otto-Stolten-Hof Auf dem Gelände der Jarrestadt entstand unter seiner Federführung zwischen Mai 1928 und Februar 1929 ein Block mit insgesamt 186 Wohnungen in 20 Häusern um einen zentralen Innenhof. Dieser Baukomplex wurde in Stahlskelettbauweise mit Klinkerfassade errichtet und zählte nicht nur wegen seiner innovativen Bauweise bald zu den begehrtesten Objekten der Genossenschaft. Vor allem die moderne Ausstattung mit hellen, großzügig geschnittenen Zimmern, Zentralheizung, Warmwasser- versorgung, Wohnküche mit Spülbecken, Kochherd, Speisekammer, Badewanne und zum Teil mit Loggien machten die Wohnungen trotz höherer Mietpreise für viele Familien attraktiv. Der weitläufige Innenhof war als Ort für Spiel, Erholung und Begegnung konzipiert. Die hier eingerichtete moderne Gemeinschaftswäscherei stand allen Mieterinnen und Mietern offen. Auch Nah- versorgungseinrichtungen waren integriert: Jeweils an den zweigeschossigen Stirnseiten des Otto-Stolten-Hofs eröffneten Einzelhandelsgeschäfte für den täglichen Bedarf. In der Stammannstraße Nr. 17 gab es 1930 eine Milchhandlung, in der Nr. 19 eine Drogerie, in der Nr. 21 einen Feinkostladen und in der Nr. 23 die Fischhandlung von J. Pump. Im Hanssensweg Nr. 22 waren zwei Läden untergebracht, Frau L. Beyer bot einen Mittagstisch an und nebenan gab es Grünwaren, später zog hier eine Brothandlung ein. In Nr. 24 befand sich ein Lebensmittel- laden, in Nr. 26 eine Schlachterei und in Nr. 28 waren Tabakwaren erhältlich. Bei den Bewohnern des Otto- Stolten-Hofs handelte sich vorwiegend um Facharbeiter und Angestellte. Bei einem Teil war der Bezug zum Hafen und zur Schifffahrt gegeben. Franz Hartman, der später Mitglied im Aufsichtsrat war, hatte als Schiffskoch gearbeitet und führte ab dem 1. Januar 1931 den Schlachtereibetrieb im Hanssensweg Nr. 26.

Architekt, Archirektur und Ausstattung 13 Das Neue Bauen Weltweit kamen unter Verwendung von Eisen, Glas und Beton Ende des 19. Jahrhunderts neue Bautechniken zum Einsatz. Deutsche Architekten, die sich im 1907 gegründeten Deutschen Werkbund zusammengeschlos- sen hatten, griffen die innovativen Möglichkeiten auf und entwickelten Vorschläge, die als „Neues Bauen“ bekannt wurden. Nach der Revolution 1918/19 bewirkten die demokratischen Wahlen einen Politikwechsel, der zu deutlich mehr Engagement im Wohnungsbau führte. Die Vertreter des Neuen Bauens fanden für ihre Ansätze zur Lösung der Wohnungsnot großen Zuspruch, waren sie doch bestrebt, den Massenwohnungsbau preislich, funktional und gestalterisch zu optimieren. Mit dem Neuen Bauen eng verbunden war das 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegrün- dete Staatliche Bauhaus. Das Bauhaus gilt heute als ein- flussreichste Bildungsstätte für Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert. Mit Karl Schneider gewann 1926 ein Architekt den Wettbewerb zur Gestaltung der Jarrestadt, der zu den frühen Vertretern des Neuen Bauens zählte. Die vier- bis sechsgeschossigen Zeilen- und Blockbauten mit roter Klinkerfassade und Flachdach vermitteln bis heute einen durch klare Linien, Schlicht- heit und Einheitlichkeit geprägten Gesamteindruck. Die vornehmlich 50 bis 60 Quadratmeter großen Wohnungen waren modern ausgestattet. Otto-Stolten-Hof war modern ausgestattet: Wohnküchen mit Kochherd und Spül- becken, Zentralheizung, Warmwasserversor- gung, Badezimmer mit WC und Badewanne, Loggien, Gemein- schaftswäscherei, Heißmangel und Bügelraum dazu Einzelhandelsgeschäfte für die Nahversorgung

14 Der Otto-Stolten-Hof Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Der Wohnkomplex war nach dem Anfang 1928 verstor- benen früheren Zweiten Bürgermeister Otto Stolten, dem ersten Sozialdemokraten in der Hamburgischen Bürger- schaft, benannt worden. Stolten hatte das Bürgermeister- amt zwischen 1919 und 1925 ausgeübt und die SPD in den 1910er und den frühen 1920er Jahren auch im Reichstag vertreten. Danach hatte er sich ins Privatleben zurückgezogen. In den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herr- schaft behielt die Wohnanlage ihren Namen zunächst bei. Allerdings machte sich die Politik der „Gleichschaltung“ und Verdrängung, die sich seit 1933 auch auf Erinne- rungsorte wie Denkmäler und Straßennamen ausgewirkt hatte, hier ebenfalls bemerkbar: Nach 1937 verschwand der Name aus dem offiziellen Sprachgebrauch, in späte- ren Jahren firmierte der Bau schlicht unter „Novalisblock“ oder „Novalisweg“. Im Sommer 1943 waren die beiden Wohnblocks der Schiffszimmerer-Genossenschaft in der Jarrestadt durch Spreng- und Brandbomben massiv beschädigt worden. Das Kranzhaus mit seinen 146 Wohnungen brannte vollständig aus und auch der Otto-Stolten-Hof wurde schwer getroffen. Von den 186 Wohneinheiten waren insgesamt 154 Wohnungen ausgebrannt, die übrigen fielen in die Kategorie „Teilschaden“. Unter der Brandein- wirkung war auch die Waschanlage der Wäscherei stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Von einer Wieder- einrichtung des Betriebs in dem größtenteils zerstörten Fassadenansicht Novalisweg

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 15 Block wurde abgesehen. Da die Büroräumlichkeiten der Genossenschaft bei den Angriffen ebenfalls zerstört worden waren, wurde stattdessen beschlossen, hier eine provisorische Geschäftsstelle einzurichten. Der Wiederaufbau der beiden Wohnblocks während des Kriegs galt zunächst als undurchführbar, insbesondere schien es nicht möglich, die Heizungsanlagen zu repa- rieren. Nur kurzfristig keimte Hoffnung auf, als 1944 im Rahmen einer „Sonderaktion“, die auch von den natio- nalsozialistischen Behörden unterstützt wurde, zumin- dest das Kranzhaus erneut aufgebaut werden sollte. Für diese Arbeiten waren unter anderem Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter vorgesehen, die vor allem die gefähr- liche Beseitigung von Schutt durchführen mussten. Insgesamt war wohl die Schutträumung das größte Hindernis beim Wiederaufbau, da ein Abtransport aus Kapazitätsgründen nicht infrage kam und zugleich im Neubaugebiet der Jarrestadt für die Lagerung des Schutts kaum eine Fläche zur Verfügung stand. Schließ- lich konnte die Schuttabtragung im Bereich des Kranz- hauses Ende 1944 zwar beendet werden, an einen Wiederaufbau war in der Endphase des Kriegs jedoch nicht mehr zu denken. Für zusätzliche Verärgerung sorgte die Maßnahme bei denjenigen Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich inzwischen im Keller des Kranzhauses und in den ehemaligen Heizungsräumen des Otto-Stolten-Hofs provisorische Wohnungen eingerichtet hatten. Sie hatten den Schutt in einer Weise aufgeschichtet, die das Eindringen von Regenwasser durch die beschädigten Decken verhinderte. Nach den Räumarbeiten tropfte es erneut in die bescheidenen Behausungen. Der Politiker Otto Stolten Otto Stolten, geboren 05.04.1853, gestorben 08.01.1928, wuchs in ein- fachen Verhältnissen auf, machte eine Ausbildung als Schlosser/Maschinenbau- er und wurde früh Mitglied der SPD. Ab 1885 arbeite- te er hauptamtlich für die SPD-Presse. Zwei Jahre später übernahm er die Chefredaktion des Parteiblattes „Hamburger Echo“. Es gelang den Sozialdemokraten aufgrund des ungünstigen Wahlrechts erst 1901, mit Otto Stolten den ersten und bis 1904 einzigen Bürgerschafts- abgeordneten zu stellen. Dem Parlament gehörte er bis 1927 an. Von 1913 bis 1924 war er Mitglied des Reichstages. Nach der Revolution 1918/19 verzichtete Stolten auf das Amt des Ersten Bürgermeisters, um die bürgerlichen Kräfte ein- zubinden. Er wurde Zweiter Bürgermeister und blieb es bis 1925. Seit 1925 verleiht der Senat die Bürgermeister- Stolten-Medaille an verdiente Persönlichkeiten. Nach ihm benannt wurden der Stoltenkai in Finken- werder, die Stoltenstraße in Horn, die Stoltenbrücke in Marienthal und der Stoltenpark am Berliner Tor. Die Schiffszimmerer-Genossenschaft würdigte ihn 1929 mit der Benennung der neu errichteten Wohnanlage in der Jarrestadt als Otto-Stolten-Hof.

16 Der Otto-Stolten-Hof Instandsetzung und Wiederaufbau In Hamburg waren während des Kriegs fast 300.000 Wohnungen – mehr als die Hälfte des gesamten Woh- nungsbestands – zerstört worden. Der überwiegende Teil davon hatte im Sommer 1943 durch Spreng- und Brandbombenangriffe der sogenannten „Operation Gomorrha“ erheblichen Schaden genommen. Seither Nach Kriegsende fehlten Bau- stoffe, um selbst die dringendsten Reparaturen auszuführen. Beim Wiederaufbau wurden zunächst solche Gebäude wiederhergestellt, deren Fassaden noch verwendet werden konnten. prägten Zuzugs- beschränkungen und die Wohnraumzwangs- bewirtschaftung das Leben im städtischen Großraum. Die Hambur- gerinnen und Hambur- ger lebten nach 1945 auf engstem Raum. In der britischen Zone, zu der auch Hamburg zählte, standen einer Person zunächst durchschnittlich 6,2 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung. Darüber hinaus waren mittlerweile fast eine Million obdachlos gewordene Einwohnerinnen und Einwohner im Zuge der Bomben- angriffe ins ländliche Umfeld geflohen. Diese sogenann- ten „Butenhamburgerinnen“ und „Butenhamburger“ hofften nach Kriegsende zumeist auf eine baldige Rückkehr. Entsprechend hatte die Schaffung von Wohn- raum durch Instandsetzung, Wiederaufbau und Neubau von Wohnungen höchste Priorität. Allerdings galt es dabei kaum überbrückbare Hindernisse zu überwinden: An den Neubau von Gebäuden war vor einer einschnei- denden Währungsreform kaum zu denken. Und neben finanziellen Unwägbarkeiten war der Mangel an Baustof- fen und Arbeitskräften ein großes Problem, zumal sich die Bauverwaltung zunächst als überaus schwerfällig erwies. Selbst für kleinere Bau- und Instandhaltungs- maßnahmen musste eine Genehmigung eingeholt werden, die häufig verzögert erteilt oder gänzlich versagt wurde. Insofern blieben bauliche Tätigkeiten in den ersten Nachkriegsjahren in Hamburg im Wesentlichen auf die Instandsetzung beschädigter Wohnungen konzentriert. Selbst die Wiederherstellung gänzlich zerstörter und unbewohnter Bausubstanz erfolgte nur in seltenen Fällen und in äußerst überschaubarem Rahmen. Eine seltene Ausnahme stellte der Gebäudebestand in der Jarrestadt dar, der auch seitens der britischen Militär- regierung aus städtebaulichen Gründen und wegen seiner modernen Wohnungen als besonders aufbau- würdig angesehen wurde. Nach Kriegsende hatte sie das sogenannte „D“-Programm etabliert, um die Wieder- herstellung von unbewohntem Wohnraum zunächst in eigenem Auftrag und Interesse durchzuführen. Auch die Verwaltung der Schiffszimmerer-Genossenschaft, die dabei als Bauträgerin einsprang, hatte sich dafür einge- setzt, den Aufbau des Otto-Stolten-Hofs im Rahmen dieses Projekts mit allem Nachdruck zu forcieren. Dabei

Instandsetzung und Wiederaufbau 17 ging es nicht allein um den Wiederaufbau von dringend benötigten Wohnungen, sondern auch darum, den erhalten gebliebenen Teil des wertvollen Immobilien- besitzes vor dem zunehmenden Verfall zu schützen. Allerdings verzögerte sich das Vorhaben wegen Diffe- renzen um die Wiederaufbaufinanzierung zunächst erheblich. Die Finanzierungsfrage erwies sich auch deshalb als virulent, weil die im „D“-Programm fertig- gestellten Wohnungen zunächst genossenschaftsfrem- den Personenkreisen zugutekommen sollten. Jedoch bestand begründete Hoffnung, dass diejenigen Bewoh- nerinnen und Bewohner, die nach wie vor die Keller bewohnten, später auch in die neu erstellten Wohnungen würden ziehen dürfen. Auch für die übrigen ehemaligen Mieterinnen und Mieter erhöhte sich bald die Aussicht, wieder in den Otto-Stolten-Hof zurückzukehren. Zwar existierte kein gesetzlicher Anspruch auf einen Rückzug, zumal das Wohnungsamt über die Wohnungsvergabe nach Dringlichkeit entschied. Der Genossenschaft fiel jedoch ein „Bewerbervorschlagsrecht“ zu, das sich letztendlich in vielen Fällen zugunsten der Altbewohner- innen und Altbewohner auswirkte. Das Bauvorhaben, das bis dahin nur langsam voran- gekommen war, nahm nach Verabschiedung der Wäh- rungsreform in der zweiten Jahreshälfte 1948 an Fahrt auf. Ein besonderes Problem stellten immer wieder die auf den Trümmergrundstücken bewohnten Kellerräume dar. Für die Bewohner mussten Ersatzwohnungen beschafft werden, was angesichts der Wohnungsnot schwierig war. Die letzte Notwohnung wurde im Frühjahr 1949 im Keller Novalisweg Nr. 24 g geräumt. Die Kellerwohnung musste umgehend für unbewohnbar erklärt werden, um eine Oben: Ruinen des in weiten Teilen zerstörten Otto-Stolten-Hofs Unten: Teilzerstörte Gebäude wurden vorrangig wiederaufgebaut

18 Der Otto-Stolten-Hof Ende 1949 war der Otto-Stolten-Hof wiederhergestellt Wiederbelegung zu vermeiden. Bis Ende 1949 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Geleitet wurde der Wieder- aufbau von Paul Suhr und Friedrich Ostermeyer, der den Otto-Stolten-Hof einst geplant hatte. Von außen betrachtet ähnelte der wieder aufgebaute Otto-Stolten-Hof zwar seinem Vorgänger. Im Inneren hatten sich jedoch beachtliche Veränderungen vollzogen: Angesichts der akuten Wohnungsnot wäre es nicht effizient gewesen, die beschädigten Wohnungen in ihrer alten, großräumigen Form wiederherzustellen. Ent- sprechend waren umfassende Veränderungen der Grundrisse vorgenommen worden. Durch eine Neuauf- teilung der Flächen gelang es, insgesamt 59 zusätzliche Wohnungen zu schaffen. Nach Fertigstellung der Arbeiten im November 1949 verfügte der Otto-Stolten- Hof über insgesamt 245 Wohnungen. Bei der Ausstattung der Wohnungen mit Kohle-Gas- kombinierten Herden hatte man sich ebenfalls an den Erfordernissen der Nachkriegszeit orientiert. Die Woh- nungen wurden zudem zentral beheizt und ver fügten über eine Warmwasser-Versorgung. Da nicht absehbar war, wie sich die Kohlebewirtschaftung zukünftig entwickeln würde, waren zugleich Kamine gezogen worden. Dadurch sollte eine Beheizung der Zimmer auch mit gewöhnlichen Öfen ermöglicht werden. Ferner wurden die Wohnungen mit Holzfußböden aus gestattet. Zudem wurde auch die schon zuvor modern ausgerüstete Wäscherei mit Wasch- und Spülmaschinen, Trocken- kammern, Heißmangel und Bügelräumen wiedereinge- richtet. Indes musste der frühere Mietpreis nach den amtlichen Mietsätzen um 20 Prozent auf 12 D-Mark pro Quadratmeter Nutzfläche jährlich angehoben werden.

Die Modernisierung 19 Mehr Komfort: Modernisierungsarbeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts In den folgenden Jahren standen wiederholt Verbesse- rungs- und Instandhaltungsmaßnahmen auf der Agenda. Für das Jahr 1954 lassen sich etwa Neueinbauten und Modernisierungen der Heizungs- und Warmwasseran- lage sowie in der Wäscherei nachweisen. 1958 wurde die Wäscherei dann komplett aufgelöst und durch eine maschinelle Waschanlage ersetzt. Immer wieder schlu- gen in den folgenden Jahren Kosten für Neuerungen der Warmwasseraufbereitung und für die Anschaffung professioneller Waschmaschinen zu Buche. Auch an anderer Stelle wurden wesentliche Veränderungen vorgenommen: So konnten 1959 durch Aufhebung eines Durchgangs zwei Wohnräume hinzugewonnen werden. Eine größere Umgestaltung der Wohnanlage wurde jedoch erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre in Angriff genommen. Mit zunehmendem Wohlstand und einer höheren Geburtenrate war bereits in den Jahrzehn- ten zuvor die Nachfrage nach größeren Wohnungen und besserer Ausstattung gewachsen. Insofern stand die beengte Wohnsituation auch im Otto-Stolten-Hof schon geraume Zeit zur Disposition. Wiederholt waren Über- legungen angestellt worden, die Veränderungen der Nachkriegszeit rückgängig zu machen. Die Neuaufteilung der Flächen und die Verkleinerung der Grundrisse hatte damals dazu geführt, dass der überwiegende Teil der Häuser des Wohnkomplexes über drei Wohnungen pro Etage und Treppenzugang verfügte. Nun sollte zur „Zweispännigkeit“ zurückgekehrt werden und die Genossenschaft plante, die Wohnungen in diesem Zuge „familiengerecht und modern“ umzubauen. Im Jahr 1978 wurde damit begonnen, die Grundrisse zu überarbeiten und so zu verändern, dass pro Etage zwei Wohnungen mit einer Fläche von bis zu 92 Quadratme- tern entstanden. Durch diese abermalige Zusammenle- gung verkleinerte sich der Wohnungsbestand des Otto-Stolten-Hofs um insgesamt 55 Einheiten. Darüber hinaus machten die umfangreichen Grundrissveränderun- gen ebenso umfassende wie lärmbelastende Bauarbeiten notwendig, die nur in unbewohnten Häusern durchge- Bauarbeiten im Innenhof

20 Der Otto-Stolten-Hof führt werden konnten. Allein aus diesem Grund schien es unabdingbar, die Bewohnerinnen und Bewohner mittels Informationsveranstaltungen, durch Schreiben und die Erstellung von Musterwohnungen umfassend über die anstehenden Umbauten zu informieren. Schließ- lich dürfte aber vor allem die Aussicht auf die moderne Ausstattung der neuen Wohnungen die Zustimmung zu den notwendigen Maßnahmen befördert haben. Diese erhielten Fernwärmeversorgung, ein Vollbad, einen Kabelanschluss sowie eine automatische Türöffneranlage. Beibehalten – aber ebenfalls modernisiert – wurde die zentrale Waschküche. Schon 1977 waren in sämtlichen Wohnungen Isolier- glas-Fenster eingebaut worden. Zug um Zug wurden in den Folgejahren nun die einzelnen Häuser und Etagen umgebaut. Dies erwies sich auch deshalb als kompliziert, weil die Häuser noch bewohnt waren und mit den unmittelbar betroffenen Einwohnerinnen und Einwohnern Vereinbarungen über vorübergehende Umsetzungen getroffen werden mussten. Hierfür war nicht zuletzt passender Ersatzwohnraum bereitzustellen. Zu Beginn des Jahres 1988 konnte mit dem Umbau der letzten Wohnungen begonnen werden, sodass die gesamte Umgestaltung des Otto-Stolten-Hofs im selben Jahr abgeschlossen wurde. Zuletzt lag der Schwerpunkt auf der Neugestaltung und Begrünung der Außenanlagen. Unter aktiver Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner veränderte sich die Freizeit- und Spielfläche in dieser Phase grundlegend: Die Spielgeräte wurden erneuert, die Beleuchtungssituation verändert und der Bereich der Müllcontainer wurde umgestaltet. Durch Begrünung und Verschönerungs- aktionen sowie durch die Erarbeitung neuer Zufahrts- regeln für den Anliegerweg, der in diesem Zusammen- hang gepflastert wurde, entstand ein den neuen Bedürf- nissen entsprechendes Wohnumfeld. Mit einem Fest wurde der neue Hof eingeweiht und der Abschluss der Arbeiten im Oktober 1988 gebührend gefeiert. Der neu gestaltete Innenhof

Die Bewohnerinnen und Bewohner 21 Leben im Otto-Stolten-Hof: Die Bewohnerinnen und Bewohner Seit Mitte der 1980er Jahre steht die Wohnanlage unter Denkmalschutz. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass es seither um den Otto-Stolten-Hof ruhig geworden ist. Vielmehr haben sich Befürchtungen allzu großer Stag- nation in der Vergangenheit wiederholt als unbegründet erwiesen. Ende der 1960er Jahre veröffentlichte die Genossenschaft als Vermieterin etwa eine statistische Bewohner des Otto-Stolten-Hofs Hausfrauen Rentner Sonstige 68,3 Angestellte 13,5 Handwerker 11,5 Selbstständige 3,8 Beamte 2,9 Untersuchung über die berufl iche Schichtung der hier ansässigen Mieterinnen und Mieter. Dabei fi el auf, dass weniger als ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner des Otto-Stolten-Hofs in die vier Gruppen „Arbeiter und Handwerker“ (11,5 Prozent), „Angestellte“ (13,5 Prozent), „Beamte“ (2,9) und „Selbstständige“ (3,8 Prozent) eingruppiert werden konnte. Der weitaus größte Teil war der Kategorie „Hausfrauen, Rentner und Sonstige“ (68,3 Prozent) zuzuordnen. Dieses Ergebnis deutete auf eine alternde Bewohnerschaft hin, was der Genos- senschaft Sorge um eine ausgewogene sozio-struktu- relle Zusammensetzung bereitete und sie zum Handeln veranlasste. Die Verbindung zum Otto-Stolten-Hof ist offensichtlich, wenn die Genossenschaft im Geschäfts- bericht von 1969 das dringliche Erfordernis formuliert, „in bestimmten älteren Wohnanlagen bei Wohnungswechsel junge Familien unterzubringen“. Dieses Vorhaben wurde in den folgenden Jahren zielstrebig in die Tat umgesetzt. Ohnehin bestand nie Anlass, mangelndes Engagement und ausbleibende genossenschaftliche Selbsthilfe zu beanstanden. Als 1987 durch die Umgestaltung von Gebäudeteilen Räumlichkeiten frei wurden, gestalteten die Bewohnerinnen und Bewohner diese eigenverant- wortlich zu Gemeinschaftszwecken um. Und auch für die jahrzehntelange Tradition der Kinder-, Haus- und Gartenfeste sind bis heute in erster Linie die Mieterinnen und Mieter selbst verantwortlich. In Vorbereitung auf die 90-Jahr-Feier des Gebäudekomplexes haben sie unlängst die Bänke der wunderschönen Gartenanlage in Eigen- regie renoviert. Für die Zukunft sind weitere Aktivitäten geplant. So soll etwa schon bald eine offene Werkstatt zur nachbarschaftlichen Selbsthilfe eingerichtet werden.

24 Die Historiker-Genossenschaft eG Die Historiker-Genossenschaft eG Die Historiker-Genossenschaft eG wurde 2011 gegrün- det. Als Zusammenschluss von Historiker:innen bietet die Genossenschaft Dienstleistungen in den Bereichen Archivaufbau/Archivservice und Ausstellungen sowie die Texterstellung, von der Gründerbiografie bis zur Jubiläumsschrift. Historiker-Genossenschaft eG Specksaalredder 54 22397 Hamburg Telefon: 040/64 50 43 35 info@historikergenossenschaft.de www.historikergenossenschaft.de Die Arbeit der Mitglieder orientiert sich an den Standards der Geschichtswissenschaften. Die Historiker-Genossen- schaft eG kooperiert mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Ihre Mitglieder engagieren sich in Lehre und Forschung. Ob History Marketing, Storytelling, historische Kommuni- kation oder wissenschaftliche Studie: Entscheidend für eine überzeugende Darstellung historischer Zusammen- hänge und Entwicklungen ist das Aufspüren von ver- lässlichen Informationen und authentischen Quellen in Bibliotheken, Behörden, staatlichen und nichtstaatlichen Archiven sowie in privaten Sammlungen – auch an entlegenen Orten Mit der breiten Erfahrung in der Recherche- und Archiv- arbeit ihrer Mitglieder ist die Historiker-Genossenschaft eG kompetente Expertin für die Ermittlung präziser Daten und Fakten. Langjährige Erfahrungen bei der Texterstel- lung garantieren eine ansprechende Präsentation leben- diger Geschichte für eine breite Leserschaft. Publikationen/Arbeiten (Auswahl) Andrea Brinckmann: Die Geschichte der Wohnungs- bau-Genossenschaft Erfurt eG 1954-2019, Hamburg 2021. Christian Vogt: 120 Jahre Schwartauer Werke, Bad Schwartau, 2020. Holger Martens, Christine Lindner, Kai Rump: Dokumentation der Geschichte der EDEKA Zentralorgani- sationen unter besonderer Berücksichtigung der EDEKA- BANK AG 1907 bis 2012, Norderstedt 2020. Anne Lena Meyer: 100 Jahre Wohnungsbaugenossen- schaft am Vorgebirgspark eG, Köln 2020. Holger Martens / Christian Vogt: 100 Jahre Wohnungs- baugenossenschaft Soltau eG, Walsrode 2019. Die Historiker-Genossenschaft eG bietet Komplettlösun- gen von der Recherche über die Buchgestaltung bis zur Publikation im hauseigenen HistorikerVerlag. Henning Albrecht: 100 Jahre Spar- und Bauverein Leichlingen, Hamburg 2019.

Publikationen 25 Holger Martens, Andrea Brinckmann u.a.: 100 Jahre HTG – 100 Jahre im Dienst für die Gesellschaft, Hamburg 2014. Daniel Frahm: 75 Jahre GEWOBA Emden, Emden 2014. Andrea Brinckmann: Beständig im Wandel, die Geschichte des Roten Kreuzes in Hamburg 1864-1990, Hamburg 2014. Daniel Frahm: 1953 bis 2013 60 Jahre WK Geförderter Wohnungsbau in Hamburg, Hamburg 2013. Holger Martens: Hilfe, die bis heute wirkt. 50 Jahre Flutopfer-Stiftung von 1962, Hamburg 2012. Andrea Brinckmann: Das Rote Kreuz in der DDR. Humanitäre Grundsätze und staatliche Lenkung – die Geschichte der Hilfsorganisation von 1951 bis 1990, Berlin 2019. Max Martens: Festschrift für das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München, 2018. Andrea Brinckmann: 150 Jahre Rotes Kreuz Harburg. Vom kleinen „Local-Verein“ zur großen „Bürgerinitiative, Hamburg 2018. Daniel Frahm: Festschrift 100 Jahre SoVD Sozialverband Deutschland, Berlin 2017. Daniel Frahm/Christian Vogt: Maritime Logistik aus einer Hand. Die Geschichte der SCHRAMM group. Brunsbüttel 2017. Christian Vogt: Festschrift: 100 Jahre Sozialverband Hamburg, Landesverband Hamburg, 2017. Daniel Frahm: 50 Jahre HVV Magazin, Hamburg 2015. Andrea Brinckmann: Arbeiterwohlfahrt in Hamburg. Eine Idee setzt sich durch – exemplarisch dargestellt an bedeutsamen Frauen der AWO, Hamburg 2015. Andrea Brinckmann/Jörn Lindner: Tradition am Heck, Zukunft vorm Bug, Carl Robert Eckelmann. Wie ein Familienunternehmen seit 150 Jahren den Hamburger Hafen prägt, Hamburg 2015.

26 Bildnachweise / Literatur- und Quellennachweise Bildnachweis Literatur- und Quellennachweise S. 9, rechts: Staatsarchiv Hamburg 720-1-215 S. 15 Hamburger Illustrierte, 6.4.1919 Farbfotos: S. 22/23 Tom Schlieper Alle übrigen Fotos wurden freundlicherweise von der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genossenschaft eG zur Verfügung gestellt. Alle Angaben zu Bildrechten wurden mit großer Sorgfalt recherchiert und überprüft. Sollten dennoch berechtigte Ansprüche bestehen, so werden diese selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten. Trotz sorgfältiger Recherche sind möglicherweise nicht alle Bildrechteinhaber berücksichtigt worden. Etwaige unberücksichtigte Rechteinhaber wenden sich bitte an den Herausgeber. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendungen, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsan- lagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwendung, vorbehalten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann genutzt werden dürften. Architekten- und Ingenieurverein Hamburg (1929): Hamburg und seine Bauten mit Altona, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg. 1918-1929. Archiv der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer- Genossenschaft (Geschäftsberichte, Dokumentationen, Hausakten und Mitteilungsblätter) Frank, Hartmut (2020): Fritz Schumacher. Hamburger Adressbücher Hänsel, Sylvaine u.a. (1981): Die Jarrestadt. Eine Hamburger Wohnsiedlung der 20er Jahre. Reinfeldt, Alexander (2011): Zwischen Wiederaufbau und „Wirtschaftswunder“. Die Jarrestadt in den langen 1950er Jahren. Herausgegeben vom Jarrestadt-Archiv. Schildt, Axel (2007): Die Sozialgeschichte der Bundes- republik Deutschland bis 1989/90. Schildt, Axel (1992): Hamburg: Versuch einer zweiten Moderne. In: von Beyme, Klaus (Hg.) (1992): Neue Städte aus Ruinen. Deutscher Städtebau der Nachkriegszeit. S. 78-97. www.architekturarchiv-web.de/portraets/o-r/ostermeyer www.hamburg.de/sehenswertes-winterhude www.schiffszimmerer.de/ueber-uns/geschichte

28 Der Otto-Stolten-Hof Die Historiker-Genossenschaft eG ist ein Zusammenschluss von Historikerinnen und Historikern mit unterschiedlichsten Fachgebieten. Neben der Erforschung und Darstellung der Unternehmens- geschichte(n) von Firmen, Familienunternehmen, Genossenschaften, Stiftungen, Vereinen und sonstigen Organisationen gehören die Hauschroniken mit der dahinterstehenden Immobilien- geschichte eingebunden in die Lokalgeschichte zu unseren Spezialitäten. Unsere Dienstleistungen umfassen alle Aufgaben – von der Recherche bis zum fertigen Buch. Das kann auf Wunsch auch im hauseigenen HistorikerVerlag erscheinen. Zum Dienstleistungsangebot gehören aber auch der Archivaufbau und -service sowie die Vermittlung von Geschichte in Ausstellungen, Vorträgen oder über Social-Media-Kanäle. 9 783981 759556 www.historikerverlag.de